3, 4 Kermes!

3, 4 Kermes!

Die Kirmesvorbereitungen der Burschenschaft Suhl-Heinrichs laufen das ganze Jahr über, wobei die Vorarbeiten zum Fest eine Woche vor dem Kirmeswochenende beginnen. Der Verein der Kirmesburschen errichtet dann für die Kirmestanzabende ein Festzelt. Bereits am folgenden Mittwoch stellen die Kirmesburschen an jeder Gastwirtschaft des Ortes Birken auf. Hier geben sie bei dem jeweiligen geladenen Umtrunk in den Schänken den Kirmesruf „3, 4 Kermes!“ preis. Am Donnerstag eröffnet die Kirmesburschenschaft das Kirmeswochenende mit einem „Oldie-Tanz-Abend“, wobei dieser und auch die nachfolgenden Tanzabende eigens von der Burschenschaft ausgestaltet und organisiert werden. Am Freitagnachmittag zieht die Burschenschaft zusammen mit einer Kapelle durch Heinrichs, um das Kirmeswochenende offiziell einzuläuten. Auch an diesem Abend wird zum Tanz im Festzelt geladen. Samstagmorgen wecken die Kirmesburschen die Bürger Heinrichs mit einem „Ständchen“. Um 8 Uhr früh beginnt der Umzug einer kleinen Kapelle mit den Burschen, diese klingeln an jeder Haustür, um die Menschen aus ihren Häusern zu locken. Die geweckten Heinrichser Bürger dürfen sich ein Lied wünschen, dass dann von der Kapelle gespielt wird, während sie aus der „Löbbe“, einen gefüllten Holzkrug mit Holzdeckel, der Burschenschaft trinken dürfen und ihnen dafür Geld entlockt wird. Die dadurch eingenommenen Geldmittel dienen zur Erhaltung und Finanzierung des Burschenschaftsvereins und fließen als Teilkomponente in die Vereinskasse. Nachmittags ist immer ein Kindertanz mit entsprechender Veranstaltung geplant, im letzten Jahr organisierte die Burschenschaft für die jüngsten Besucher eine Talentshow „Heinrichs sucht den Superstar“, die sich so bewährte, dass sogar ein öffentlicher Auftritt im Concress Centrum Suhl für die Gewinner gesichert werden konnte. Am Samstagabend geht es dann ebenfalls zum Tanz ins Festzelt. Für die Tanzabende am Freitag und Samstag ist immer ein gewählter Kirmesbursche verantwortlich, der so genannte „Kirmesscholz“. Er kontrolliert den ordnungsgemäßen Ablauf der Veranstaltung und die finanziellen Einnahmen, denn während der Kirmestänze erwählt der „Kirmesscholz“ ein bestimmtes Pärchen, dass dann eine „extra Runde“ tanzen darf, bei der sich das erwählte Pärchen alleine auf der Tanzfläche befindet und diesen Tanz dann geldlich honorieren muss. Am Kirmessonntag gehen die Kirmesburschen gemeinsam zum Gottesdienst, um der Kirchweih der Kirche St. Ulrich in Suhl-Heinrichs zu gedenken, die erstmals im Jahr 1503 erfolgte.Bereits am Morgen ist das Festzelt für einen Frühschoppen den Besuchern geöffnet. An diesem Tag ist meist der gesamte Ort auf den Beinen, denn am Nachmittag ist ein Kirmesfestzug geplant. Dieser bildet den Höhepunkt der Kirmes in Suhl-Heinrichs, alle Vereine sowie die Grundschule Suhl-Heinrichs beteiligen sich an dessen Aufstellung. Diese Veranstaltung wird von der Bevölkerung des Ortsteil Heinrichs und den umliegenden Gemeinden rege frequentiert, so dass die Straßen von Schaulustigen gesäumt sind. Einige der Kirmesburschen verkleiden sich und gestalten Umzugswagen, die nicht selten eine Parodie bestimmter Geschehnisse des Ortes thematisieren. Die Kirmesburschenschaft und eine Kapelle sind an der Spitze des Festzuges, gefolgt von den Heinrichser Umzugsgruppen. Die Kirmesgesellschaften der umliegenden Gemeinden bilden den Schluss des Festzuges. Gemeinsam gehen sie durch den Ort bis zu dem Platz vor dem Festzelt. Dort vollführen die Kirmesburschen den traditionellen „Gögerschlag“ (Hahnenschlag). Aus der Überlieferung handelte es sich früher um einen lebendigen Hahn, der eingegraben wurde. Doch im Zuge der ethisch moralischen Sicht und in Vereinbarung mit den Tierschutzgesetzen ist diese überlieferte Ausführung nicht mehr möglich, deshalb wird der Hahnenschlag heutzutage mit einem getöteten Tier durchgeführt. Den toten Hahn tragen die Kirmesburschen, kopfüber an einem Stock hängend, während des Festzuges. Wenn der Kirmesumzug am Festplatz angekommen ist, wird der tote Hahn, bis auf seinen Kopf eingegraben und die Kirmesgesellschaft stellt sich in einem Kreis um das Tier. Sie erwählen einen Kirmesburschenfür den Hahnenschlag. Nachdem der Bursche einen Schluck aus der Flasche genommen hat und mit verbundenen Augen mehrmals im Kreis gedreht wurde, erhälter einen Dreschflegel. Der Kirmesbursche startet nun den Versuch den eingegrabenen Hahnenkopf mit dem Flegel zu treffen. Hier ist zu erwähnen, dass der Dreschflegel, nach der Neugründung des Burschenschaftsvereins im Jahr 1993, wieder entsprechend der ursprünglichen bäuerlichen Tradition nachgebaut wurde. Hat der Kirmesbursche den Hahn nun getroffen, ist er verpflichtet der Kirmesburschenschaft eine Runde auszugeben. Am Abend des Kirmessonntags ist der letzte Tanz des Kirmeswochenendes in Suhl-Heinrichs.

verfasst von Jana Fontanive, Suhl-Heinrichs